AUF EIN WORT „Gott ist parteiisch, Gott ist queer“, sagte Pfr. Quinton Ceasar, beim Schlussgottesdienst auf dem Kirchentag. Eine Aussage, die heftige Reaktionen ausgelöst hat. Die einen haben sie begeistert aufgenommen, als befreiend erlebt. Menschen, die lange Zeit in der Kirche unliebsam behan- delt, diskriminiert wurden, erkennen neue Schritte: Dass Menschen in ihrer ganzen Vielfalt zunehmend gesehen, gewürdigt werden, auch Schuld ihnen gegenüber aner- kennt wird. Andere haben sich provoziert und vor den Kopf gestoßen gefühlt. Manche Parteien, Medien und Einzelne haben es mit Häme, Hass und Beleidigungen kommentiert. Aber wie ist Gott? Wie können wir von ihm reden? Gott ist wie ein Licht, eine Wasserquelle, eine Burg, ein Fels, der gute Hirte, aber auch, wie eine Henne, die ihre Flügel über uns breitet und uns unter ihre Fittiche nimmt. Wie eine tröstende Mutter, ein barmherziger Vater. Oder wie Jesus sagt: Gott ist die Liebe. Die Liebe ist der Ausgangspunkt, wenn wir von Gott reden. Darum dreht sich alles. Darauf kommt es letztendlich an. Wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott in ihm. Liebe, wo man einander achtet, aufeinander immer wieder zugeht, einander verzeiht. Wie es Jesus erzählt vom barmherzigen Vater. Und in der Liebe kann es keine Hierarchie geben, sagt Paulus: Da ist we- der Jude noch Grieche, Sklave noch freier Mensch, weder Mann noch Frau. Alle sind wir eins in Christus, eins in die- ser Liebe, die allen gilt. Wir bleiben in der Unterschiedlichkeit, aber sie darf uns nicht trennen im Glauben. So verstehe ich die Aussage: „Gott ist queer“. Gott ist anders als wir. Für Gott gibt es keine menschliche Norm, wir können ihn nur begrenzt er- fassen, in Bildern. Das sind alles nur Versuche, von dem zu reden, dessen Erbarmen so weit ist wie der Himmel, gren- zenlos und doch ist er Mensch geworden in Jesus Christus, dass auch wir menschlich werden. Es kommt nicht darauf an, wer wir sind und was wir sind, sondern wie wir mitei- nander umgehen und mit unserer von uns geplagten Erde. Jesu Wort: Liebe Gott und liebe deine Nächsten, liebe die Welt, das gibt uns eine Grundlage zu leben, zu lieben, weil jeder und jede es wert ist: in Gottes Augen. Wie ist Gott, darüber gab es schon Spaltungen im frühen Christentum, wer Recht hat im Glauben. Und in letzter Zeit gab es Spal- tungen durch Corona, durch den unermesslichen Reich- tum der Wenigen und den Hunger der Vielen. Jetzt die Zeit für Gerechtigkeit, für heilende Gesten, einander anzuneh- men, Frieden immer wieder zu schaffen. Das hat für mich der Kirchentag gebracht. Zu erleben, dass wir Menschen in dieser Liebe unterwegs sein können. Die Stadt hat es erle- ben können. Beim Abendsegen hunderte, tausende Men- schen, die Lichter anzünden, singen, beten. Gottes Segen über uns allen gesprochen Pfarrerin Gabriele Wedel 2